Es gibt einen klischeehaften Traum, in dem man plötzlich splitterfasernackt, nur noch mit Schuhen bekleidet, vor einer großen Menschenmenge steht und sich in Grund und Boden schämt. Eine Szene, die in zahlreichen schlechten Teenie-Filmen vorkommt. Aber auch ich erfuhr vor kurzem die Angst, die diese Vorstellung in einem weckt. Zwar war ich nicht wirklich nackt, allerdings musste ich des Öfteren an mir herunter schauen, ob noch alles dort ist wo es sein soll und mich mehr bedeckt als nur der kleine blaue Klecks Farbe an meinen Füßen. Der Grund dafür: Eine ultraleichte Laufhose, die dazugehörige Weste und ein paar Haglöfs-Trailrunningschuhe, die mich einige Zeit auf meinen Touren bekleidet haben…
Verwunderung und Erstaunen waren die vorherrschenden Emotionen, als ich das Haglöfs-Paket in Händen hielt. Ich war zunächst skeptisch, ob da überhaupt mehr als ein Paar Schuhe drin sein können. Der Grund dafür: Die zum Test bestellten Kleidungsstücke, die Intense Shorts und die Blast Vest, bringen es zusammen auf gerade einmal 175g.
Beim Öffnen des Schuhkartons mussten sich meine Augen zunächst kurz an das knallige Blau gewöhnen, was mich von Anfang an begeisterte. Ok, zugegeben: Bei Schuhen geht es um andere Dinge, aber wer hat schon einfarbige Schuhe und dann auch noch in so einem wunderbaren Blau und nach den vielen Kilometern, die ich mit den Haglöfs Gram Comp bisher hinter mich gebracht habe, fällt das Test-Urteil sehr deutlich aus. Mehr dazu weiter unten.
Untenrum schön leicht
Die Intense Shorts von Haglöfs ist, wie der Rest der Intense-Serie, für den Einsatz bei intensivem Bergsport gemacht. Sie bringt es auf leichte 120g Gewicht und macht sich dadurch kaum bemerkbar. Der Sitz ist angenehm und ein integrierter Slip verhindert Reibung. Für ein wenig Stauraum sorgen eine Reißverschlusstasche hinten und eine elastische Seitentasche. Was mir am meisten an der Hose gefällt, ist die hohe Elastizität. Alles in allem eine durchdachte Laufshorts die trotz aller Schlichtheit gefällt.
Obenrum noch leichter
Wirklich umgehauen hat mich die Shield Vest. Gerade einmal 55g bringt die winddichte Weste auf die Waage, die sich sehr klein zusammenfalten lässt und so weder viel Platz wegnimmt, noch allzu sehr ins Gewicht fällt. Auch die Funktion hält, was sie verspricht. Weder beim Laufen noch beim Radeln kommt auch nur das kleinste Lüftchen durch. Perfekt für Läufe am Morgen. Die Weste ist zudem DWR-imprägniert, was ihr zusätzlich wasserabweisende Eigenschaften verleiht. Leider war mir im Testzeitraum kein Regen vergönnt.
Die Shield Vest ist mit einer Brusttasche ausgestattet, die gleichzeitig als Packsack dient. Was mir besonders gut gefallen hat: Der etwas längere Schnitt! Dadurch ist ein besserer Wetterschutz gewährleistet.
Das Beste kommt ganz unten
Der Haglöfs Gram Comp ist kein Schuh für Jedermann. Also theoretisch schon, wenn man sich mit der Farbe anfreunden kann. Monochrome nennt Haglöfs das Design, welches die Schweden einem Teil ihrer Produktlinie verpasst haben. Und so gibt es den Schuh in drei Farben: Blau, Pink und Gelb. Da ich irgendwie ein Fable für auffällige Bekleidung habe, war es also nur eine Frage der Zeit, bis der Gram Comp an meinen Füßen landete.
Bei näherer Betrachtung werde ich etwas stutzig. Die Zeichen und Schriftzüge auf der Sohle kommen mir seltsam bekannt vor. AHAR+, Solyte, GEL… das alles gibt’s doch auch bei Asics-Schuhen? Grund dafür: Haglöfs gehört seit 2010 zum japanischen Großkonzern – gut zu wissen! Und so steckt natürlich auch viel Know-How in den Schuhen. Nun aber zum eigentlichen Thema: Wie läuft sich der Gram Comp?

Mit seinen 260 Gramm (pro Schuh in Größe 42) gehört er zur Gewichtsmittelklasse. Die Sprengung ergibt sich aus der Fersenhöhe von 17,5mm und einer Vorfußhöhe von 10mm und beträgt demnach 7,5mm. Auch hier reiht sich der Gram Comp im Mittelfeld ein. Der Schuh weist erfreulich wenige Nähte auf und passt sich dem Fuß sehr gut an. Ich fühle mich zu keiner Zeit beengt, manchmal habe ich allerdings etwas zu viel Platz. Eine festere Schnürung schafft Abhilfe.
An der Verse und an den Zehen ist der Schuh mit einem TPU-Geröllschutz ausgestattet der für zusätzliche Protektion sorgt. Die Sohle besteht aus AHAR+ (Asics High Abrasion Resistance Rubber), dass sich als sehr widerstandsfähig erweist. Auch nach über 200 Laufkilometern sieht die Sohle erfreulicherweise recht jungfräulich aus und die Dämpfung hat bisher noch nicht gelitten.
Das Profil ist eher grob gehalten. Der Gram Comp kommt mit den meisten Untergründen gut zurecht. Lediglich nasse Wurzeln und nasser Stein sind mit Vorsicht zu genießen. Die Lasche ist mit dem Schuh verbunden um das Eindringen von Matsch und kleinen Steinchen zu verhindern. Das einzige, was mir an dem Schuh wirklich fehlt, ist eine Schnürsenkel-Garage.

Der Gram Comp ist meiner Ansicht nach ein sehr ausgewogener Schuh, der sich sowohl für den Wettkampf, als auch für lockere Trainingseinheiten bestens eignet. Zum Einsatz kam er bei diversen langen Trainingsläufen und beim Allgäu Panorama Ultramarathon, bei dem ich ihn wirklich auf Herz und Nieren prüfen konnte. Mein Fazit: Absolut genial. Nachdem ich beim Trail Maniak aufgrund eines etwas zu minimalistischen Schuhs extreme Knieprobleme hatte, hat mich der Gram Comp komplett Schmerzfrei über die 70 km lange Strecke getragen. Kein Zwicken, kein Zwacken – purer Laufspaß! Ich kann den Schuh nur uneingeschränkt weiterempfehlen.