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Testbericht: La Sportiva Mutant

„Esst doch was ihr wollt!“

Es herrscht Krieg – Mal wieder! Veganer und Fleischesser gehen sich in der Kommentar-Spalte eines SpOn-Artikels gegenseitig an die Gurgel.  Es geht um irgend ein Ernährungsthema. Welches ist inzwischen eigentlich egal, denn es läuft ohnehin immer wieder auf das gleiche hinaus. Spätestens nach fünf Minuten entbrennt ein flammender Streit darüber, welche Ernährungsform die beste ist. Natürlich wird dabei an Polemik und Unsachlichkeit nicht gespart. Aber warum eigentlich? Kann man sich nicht mehr normal über dieses Thema unterhalten? Und gibt es überhaupt so etwas wie die „richtige“ Ernährung?

Der Mensch ist ein Individuum…

Bei dieser Aussage würde mir wohl jeder ohne Umschweife zustimmen. Die Summe seiner Teile, sozusagen. Und auch unser Verdauungssystem funktioniert leider nur in der Theorie bei allen gleich. Ein gutes Beispiel dafür ist die bakterielle Besiedlung des Darms, die von Mensch zu Mensch unterschiedlich ist und die Verdauung maßgeblich beeinflusst. Fehlbesiedlungen können unter Umständen dafür sorgen, dass man übermäßige Blähungen bei verschiedensten Lebensmitteln bekommt. D.h. eine Ernährungweise, die für einen Menschen funktioniert, kann bei einem anderen schon rein physiologisch nicht klappen – von Allergien und persönlichen Vorlieben gar nicht zu reden. Aber darauf will ich hier auch eigentlich gar nicht hinaus, denn das ist ein sehr kompliziertes und weitläufiges Feld. Ich will es nur angerissen haben, um in die Diskussion einzusteigen. Denn über den physiologischen Nährwert hinaus, hat Essen ja durchaus auch andere Dimensionen.

…und ein soziales Wesen.

Natürlich auch beim Essen. Denn in der ganzen Diskussion darum, was gesund ist und was nicht kommt meiner Meinung oft zu kurz, dass Ernährung eben auch eine soziale und emotionale Komponente hat. Mit manchen Gerichten verbinden wir schöne Erinnerungen, z.B. das Stück Sahnetorte bei der Lieblingsoma. Freilich wissen wir, dass Sahnetorte nicht gesund ist, aber hin und wieder mal ein Stück bringt uns sicherlich nicht um. Schon alleine deswegen ist es mühselig, einem Sahnetorten-Liebhaber den Genuss seiner Leibspeise abspenstig machen zu wollen. Ich zum Beispiel hätte große Probleme, auf meine Burger zu verzichten – ist so! Allerdings kommen die bei mir auch nicht jeden Tag auf den Tisch. Und da liegt der Hase im Pfeffer und der gute alte Paracellus kommt ins Spiel:

„Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift; allein die dosis machts, daß ein Ding kein Gift sei.“

Zu viel Zucker ist schlecht, genau wie zu viel Alkohol, zu viel Fett. Ja sogar ein Zuviel an Vitaminen, Wasser oder Mineralstoffe kann dem Körper übel aufstoßen. Wir denken, dass wir unserem Körper mit dem Schlucken irgendwelcher Pillen etwas gutes tun – dabei wäre ein Gang zum Gemüsehändler auf dem Wochenmarkt die viel bessere Idee! Es ist zunehmend schwerer, den Wulst an unterschiedlichen ernährungswissenschaftlichen Studien zu durchblicken. Aber lasst es euch von jemandem gesagt sein, der das ganze drei Jahre lang studiert hat: Es ist auch nicht wirklich einfach gute, wasserdichte Ernährungsstudien zu verfassen. Aber das ist wiederum ein ganz eigenes Thema.

Hunger frisst Moral?

Stürzen wir mit unserem schier unendlichen Konsumwunsch nach billiger Nahrung das Gleichgewicht unseres Planeten? In mancher Hinsicht sicherlich. Ist es wichtig, dafür ein Bewusstsein zu schaffen? Absolut! Aber muss es unbedingt mit der Holzhammermethode sein? Manche Menschen verhalten bei Grundsatzdiskussionen wie trotzige Kleinkinder – und zwar auf allen Seiten. Es ist daher nicht gut, ja wahrscheinlich sogar kontraproduktiv Verbote auszusprechen und dem jeweiligen Gegenüber auf die Finger zu klopfen. Viel wichtiger ist es doch, Aufklärung zu betreiben. Schließlich ist eine wirkliche Verhaltensänderung in der Regel intrinsisch motiviert – kommt also von einem selbst und kann nicht erzwungen werden. Meiner Ansicht nach ist es ohnehin utopisch, dass wir jeden Menschen zu einem ethisch und moralisch einwandfreien Ernährungsstil erziehen.

Ein wichtige Entwicklung, die sich glücklicherweise schon seit einiger Zeit abzeichnet, ist die hin zur Regionalität und Saisonalität. Und das nicht nur bei den Verbrauchen – inzwischen findet man auch in zahlreichen Supermärkten Regale mit Produkten aus der näheren Umgebung. Natürlich sind wir es gewohnt, alle Lebensmittel zu jeder Zeit zur Verfügung zu haben. Allerdings hat auch das große Nachteile: Nicht nur, dass es riesige Fußstapfen hinterlässt, wenn wir Sommergemüse im Winter um den halben Globus karren, sie verlieren auch wichtige Mineralien und Vitamine, die durch kurze Wege deutlich besser erhalten werden.

Das Maß ist verloren gegangen

Was ist eigentlich gesund?

Was ist eigentlich gesund?

Nein liebe Bayern – mit eurer Maß ist alles in Ordnung, die ist hier nicht gemeint. In Zeiten von übermäßigem Nahrungsangebot, All-you-can-eat-Buffets und Buy-one-get-one-free-Aktionen haben viele Menschen – und da zähle ich mich auch dazu – verlernt auf ihren Hunger zu hören. Da ist es schnell passiert, dass man von „ungesunden“ Leckereien verführt wird. Ich gleiche das dann aber in der Regel durch ein Mehr an Sport aus. Sicher hat da auch die Ernährungsindustrie keine Unschuld daran. Wo fettarme Produkte mit jeder Menge Zucker vollgestopft und als gesund beworben werden, hauen wir halt gleich doppelt rein – man muss ja kein schlechtes Gewissen haben – oder etwa doch? Dennoch bin ich kein Freund davon, den Verbraucher und Konsumenten ganz aus der Verantwortung zu ziehen. Denn es ist heute so leicht wie nie, sich über die Inhaltsstoffe dessen zu informieren, was wir täglich so in uns reinstopfen. Dabei ist unser Körper eigentlich ein ganz guter Taktgeber und sagt uns, was er von uns will. Der Fachmann spricht dabei übrigens von somatischer Intelligenz – es scheint nur, als sei uns der Takt im hektischen Alltag inzwischen abhanden gekommen.

Warum erzähle ich dir das alles?

Versteh‘ mich nicht falsch. Ich finde es gut, wenn sich jemand vegan, vegetarisch, paleo, low-carb oder sonstwie ernährt. Denn diese Person setzt sich aktiv damit auseinander, was sie zu sich nimmt. Es ist auch nicht so, dass ich mir die andere Seite noch nicht angeschaut hätte – diverse Low-Carb-Experimente und eine vierwöchige vegane Phase habe ich auch schon hinter mir. Ich bin jedoch jedes mal wieder bei meiner alten Ernährungsweise gelandet, weil sie sich für mich als „richtig“ anfühlt. Ernährung ist zudem nur ein „Grundstein“ der körperlichen und seelischen Gesundheit. Eine weitere Erkenntnis, die ich vor allem durch mein Studium erlangt habe und die ich dir gerne mit auf den Weg geben möchte, ist, dass wenn man sich nicht regelmäßig bewegt und sein Stresslevel nicht im Zaum hält, die beste Ernährung ohne großen Nutzen ist. Ich vergleiche das gerne mit einem Automotor:

Man kann das beste Benzin hineinschütten, wird das Auto nicht regelmäßig bewegt, geht es kaputt!

Ich tippe diese Zeilen aber auch, weil es mir seit langem eine Herzensangelegenheit ist, mal ein wenig Ruhe in die endlosen Diskussionen darüber zu bringen, wer sich nun „besser“ ernährt. Denn letztendlich ist es doch jedem selbst überlassen, welche Gaumenfreuden er genießen möchte oder nicht. Auch wenn es mir und dir sicher manches Mal übel aufstößt. Aber wie ich bereits schrieb , ist das Thema so emotional aufgeladen, dass es nichts bringt sich gegenseitig anzufeinden. Viel mehr sollten wir versuchen zu akzeptieren, dass Ernährung und Essen kein eindimensionales Thema und so individuell wie die Persönlichkeit selbst ist. Und wenn du dich gerne wirklich von Grund auf mit dem Thema auseinandersetzen möchte, dem empfehle ich die Lektüre von allgemein gehaltenen Werken wie dem „Taschenatlas: Ernährung“, „Sporternährung: Grundlagen, Ernährungsstrategien, Leistungsföderung“ oder „Sport und Ernährung: Wissenschaftlich basierte Empfehlungen, Tipps und Ernährungspläne für die Praxis“ empfehlen. Wer schon etwas Basiswissen mitbringt, der kann sich „Ernährungsmedizin“ als Nachschlagewerk zulegen oder „Biochemie und Pathobiochemie“. Beide Bücher tauchen tiefer in die Materie ein und erklären zudem grundlegende Funktionen unseres Körpers. 

Der Beitrag hätte auch gut und gerne dreimal so lang werden können, denn das Thema ist alles andere als einfach. Dennoch danke ich dir, dass du es bis zum Schluss ausgehalten hast! Ich wünsche dir, weiterhin guten Appetit, egal was auf deinem Speiseplan steht!

[tl;dr]: Esst doch was ihr wollt!

Fox

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Hallo, ich bin Fox. Ich freue mich, dass Du auf meinem Blog gelandet bist. Warum schaust Du Dich nicht ein wenig um und stöberst durch mein sportliches Leben, dass sich je nach Lust und Laune mal auf der Straße und mal in den Bergen abspielt. Ich wünsche Dir viel Spaß!
Fox

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2 Comments

  1. Steve sagt:

    Ja, ein heißes Thema!
    Ich sage immer: Hauptsache es schmeckt 😉
    Ich will niemanden zu einer bestimmten Ernährungsform bekehren und heiße niemanden schlecht, will aber auch nicht bekehrt werden und mir von anderen Leute sagen lassen was für ein Unmensch ich doch bin wenn ich mal zu McD gehe.
    Man kann es eben nie jedem Recht machen!

    Antworten

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